Immer häufiger tauchen alte Modellbahnen auf die sich offensichtlich in einem traumhaften Neuzustand befinden. Natürlich ist es möglich, dass ein Modell vor vielen Jahren gekauft wurde und im Schrank verschwunden ist. In der Regel wurde jedoch mit den meisten Stücken mehr oder wenige viel gespielt und dies ist den Stücken oft auch anzusehen.
Erste neu lackierte Sammlerstücke tauchten spätestens in den 60er Jahren, vermutlich auch deutlich früher, auf. Es ist aus dieser Zeit sicher bekannt das Stücke wie der ST 800 komplett neu lackiert wurden. Heute ist dies ebenfalls ein beliebtes Mittel um ein altes Schätzchen „aufzuhübschen“. Natürlich wird ein neu lackiertes Modell nie den Preis eines Stückes in Originallackierung erreichen – wenn es den klar ist das es sich um eine Neulackierung handelt.
Aber nicht nur bei kompletten Neulackierungen gilt es aufmerksam zu sein. Auch ein offensichtlich original erhaltenes Stück kann an verschiedensten Stellen durch entsprechende Farben „aufgemotzt“ worden sein. Dies ist oft nicht erkennbar wenn es von einem Spezialisten ausgeführt wurde. Nun kann man sicher darüber Streiten in welchem Maße das „austupfen“ von kleinen Macken noch akzeptabel ist oder nicht. Hier muss sich jeder eine eigene Meinung bilden.
Zur Meinungsbildung ist es natürlich zunächst notwendig die lackierten Stellen zu erkennen und den Anteil der ursprünglichen Schadstellen einschätzen zu können. Hierbei leistet eine UV-Lampe einen guten Dienst.
Einige Dinge sind für die Arbeit mit der UV-Lampe von Interesse. Zunächst ist eine UV-Lampe mit einem langwelligen UV-Licht, auch genannt UV-A im Wellenlängenbereich von 315 bis 380 nm zu beschaffen. Es sind auch UV-Lampen mit Vergrößerungsglass im Handel erhältlich wenn man auch die kleinsten Stellen begutachten möchte. Generell sind UV-Lampen mit Batteriebetrieb leistungsschwächer und zeigen bei hellem Umgebungslicht nicht deutlich die ausgetupften Stellen an.
Handelsübliche Lampen zur Prüfung von Geldscheinen sind übrigens für diese Aufgabe bestens geeignet. Wichtig ist der Hinweiss, dass sich mit dieser Methode die Originalität von alten Lacken (circa 50 Jahre und älter) sehr gut prüfen läßt. Da, wie schon Eingangs beschrieben, bereits seit einigen Jahrzehnten ganz oder teilweise lackiert wird, besteht die Möglichkeit das ein Stück als original durchgeht obwohl es bereits neu lackiert wurde. Komplett neu lackierte Stücke sind generell schwieriger zu identifizieren, da der Vergleich zum Originallack nicht gegeben ist.
Austupfungen sind dagegen oft leicht zu finden, auch wenn diese mit blossem Auge unsichtbar sind, heben diese sich gegen den Originallack unter UV-Licht deutlich ab. Mit etwas Erfahrung kann man damit auch leicht die meisten Komplettlackierungen entlarven.
Hier zunächst ein Ausschnitt bei normalem Umgebungslicht eines DT 800.
Es sind nur wenige kleinste Macken, aber offensichtlich keine Austupfungen, in dieser Vergrößerung erkennbar. Auf den
ersten Blick ein sehr schönes Stück.
Anders sieht es unter der UV-Lampe aus. Links in einem abgedunkelten Raum, rechts mit mehr Umgebungslicht, aber immer noch sind die Stellen deutlich zu sehen. Die ausgebesserten Stellen „leuchten“ deutlich im UV-Licht.
Bei meiner TT800 hatte ich den Verdacht, dass das Fahrgestell neu lackiert wurde. Es sind Sprühnebel am vorderen Lampenhalter und der Unterseite des Gehäuses vor den Zylindern zu erkennen.
Also her mit dem Money Detector (neue Battereien waren ohnehin fällig) und siehe da: Die Räder und die Pufferbohle erschienen graurot, während das ganze restliche Fahrgestell eher gleichmäßig orange reflektiert. Nun könnte es natürlich sein, dass das schon ab Werk so war oder dass mal ein Austauschfahrwerk reingekommen ist. Die Erstbesitzer sind heute oft schon tot – so makaber das auch ist. Aber von wem sonst möchte man den Werdegang so eines Maschinchens erfahren? Wer führt schon so akribisch über alle Behandlungen seiner Loks Buch? Und wer bekommt geschweige denn studiert solche Bücher, wenn er eine Eisenbahnanlage zur Auflösung in die Hand gedrückt bekommt? Im Rahmen meines eigenen Interesses führe ich über Manipulationen und Wartungstausche an meinen Fahrzeugen Protokoll.
Interessant wird’s wenn man für ein lange ersehntes Modell viel bezahlt hat, aber es nur von völligen Laien zu einem noch annehmbaren Preis bekommen konnte (sog. Witwenkauf, Bitte um Vergebung). Dann kann es sich ja nicht um einen Betrugsversuch handeln. Liebt man eine solche Jagdtrophäe weniger? Ich mache es vom Erscheinungsbild abhängig. Auch ein völlig neu lackiertes Modell ist akzeptabel, wenn Farbton und Glanz stimmig wirken. Man möchte kaum glauben, wie lange man dafür an einem schlichten Schwarz herumpanschen kann.
Leider haben die aus Nürtingen gelieferten Originalfarben in den einfachen Gebinden bei mir nicht lange überlebt. Es lohnt sich aber, diese Farben zu kaufen (korrekt lagern) und dennoch ein Probestück damit anzufertigen. Das menschliche Auge kann bei genauem Hinsehen erstaunlich viele Merkmale einer Lackoberfläche unterscheiden. Irrtümer werden aber bei guten Farbmischungen und meist nur wenig Zeit für einen genauen Augenschein immer vorkommen können.
Hallo,
eine Beurteilung einer Prüfung mit der UV-Lampe ist nicht so einfach,in diesem Beispiel scheint es so zu sein,daß die hell leuchtenden Stellen nach lackiert wurden. Dies ist aber nicht immer so! Es gibt auch roten Lack der orginal in diesem leuchtenden Ton unter UV-Licht zurück strahlt!
Eine seriöse Beurteilung bedarf immer entsprechender Erfahrung und orginalen Vergleichs Stücken.
Denn die unterschiedlichen Farbtöne erscheinen mit bestimmten Merkmalen unter UV-Licht (-z.B.:bei schwarzem Lack nützt die UV-Prüfung herzlich wenig)…
Hallo!
Danke für die tollen und informativen Kommentare!!!
Ja, einfach ist es nicht auch mit UV-Lampe Neulackierungen und Ausbesserungen zu erkennen. Um so wichtiger war es meiner Ansicht nach mal etwas dazu zu schreiben…
Wer also noch Tipps hat: immer hat damit!
Grüße aus Berlin,
Frank
…Interessant ist im Fotovergleich,daß die „ausgetupften Stellen“ in Weiß–unter UV-Licht,sich genau „umgekehrt“verhalten(wie d.Rot)–sie erscheinen in „Dunkel“und das orginale Weiß scheint zu Leuchten…
Alte Lacke waren auf Basis von Schellack mit Alcohol (Spiritus). Diese leuchten gelblich auf, unter UV, sofern nicht die eigentliche Farbe überherrscht, wie z.B. bei schwarz.
Vereinzelt kann man noch Schellack bei altmodischen Drogerien kaufen, und damit ausbessern. Das leuchtet auch gelblich auf, aber man wird feststellen dass der Pinselstrich viel stärker erkennbar ist als bei Originallackierungen. Das stammt daher dass der Spiritus sehr schnell verdampft und eine glatte Lackierung erschwert.
Ich hatte etwa 1985 beim damaligen Auktionshaus Gräber eine mit Schellack neulackierte HR 800 LMS erworben; die hab ich dann, als ich die Neulackierung feststellte, problemlos zurückgeben könnnen. Wer sie jetzt hat? Mit UV war der Pinselstrich klar erkennbar, aber mit dem blossen Auge konnte man schon anzweifeln ob die Lack original war: sie hatte nicht die Dicke, „Tiefe“, und Rauhigkeit die man von Vorkriegs-Originallackierungen kennt.
Die braune Farbe bei LMS beruht auf Mangan im Lack. Interessant ist dass der Mangananteil bei einer Röntgen-Spektraluntersuchung ein unterliegendes Zinn von Weissblech abschirmt. Bei einem (zweifelsfrei originalen) Tender von E 800 LMS führte dies zu erhitzten Diskussionen zur Originalität. Man muss schon wissen was man misst!
Hallo Evert,,
wie sagt man so schön: „Wer misst, misst Mist“ 🙂
Danke auch für diesen Beitrag.
Beste Grüße,
Frank
So einfach ist es nicht,der Lack einer HR 800 (VK),läßt sich nicht mit einem wenn auch frühen DT 800 vergleichen!
diese Schellack Geschichte ist auch so eine Sache!?Schellack ist fast Farblos und ein Lack aus der Holzverarbeitung ,außerdem nicht grade Feuchtigkeits unempfindlich(hat mit dem Schutzlack wie es gerne erzählt wird mal garnix zutun)!
Spielzeuge sind in der Frühzeit sicherlich mit Spiritus Farben bemalt worden-diese waren oftmals giftig–das war aber in den 30ern vorbei-diese Farben enthielten dann einen hohen Harzanteil(Kopale u.ä.)deshalb das verhalten unter UV–ebenfalls wurde ab mitte der 30er schon mit Nitrocellulose gearbeitet(Metallverarbeitung)–das liegt der Spielzeug Herstellung näher–allerdings ist das finisch sehr matt–und in den 30ern waren Spielzeuge „edler“ wenn sie mit einem glänzenden Schutzlack überzogen waren(dieser bestand aus Hartöl)–und nicht aus Schellack–der Trend zum Halbmatten(ist natürlicher)setzte erst Anfang der 50er ein…
Spiritus- oder Kopalharzlacke
Da hier auch von Spiritusfarben die Rede ist und oft behauptet wird, diese wären nicht mehr im Handel, hier ein Tipp:
Sie sind noch im Handel bei Winzer/Kellerei-Bedarf, also möglichst in Weinbaugebieten fragen, auch bei Genossenschaften. Denn alte HOLZfässer für Wein, Schnaps oder auch Essig, dürfen nach wie vor nur mit diesen Lackfarben beschriftet werden. Auch Kopalharz-Klarlack (oft mit Schellack verwechselt) ist dort noch erhältlich. Und wie wird dieser für Blechspielzeug-Reparaturen „schön alt“? Ganz einfach: In ein Schraubglas abfüllen, ans Tageslicht stellen -und bald ist er schön vergilbt bis hin zu einen transparenten Braunton, ganz nach Belichtungsdauer. So kann man auch die berühmten „Rotznasen“ (überschüssiger Decklack abgelaufen) setzen, die man so von altem Blechspielzeug kennt.
Okay, ich weiß´, für alte Hasen ist das Restaurationslehrgang, erster Tag und erste Stunde…
Allen eine schöne Zeit wünscht
Botho G. Wagner