1959 war ein besonderes Jahr in der Geschichte der Firma Märklin. 100 Jahre zuvor wurde die Firma von Theodor Friedrich Wilhelm Märklin gegründet und begann zunächst mit der Herstellung von Puppenküchen. Theodor Friedrich Wilhelm Märklin war seit 1840 in Göppingen wohnhaft und als Flaschnermeister selbständig. Er heiratete 1859 Caroline Hettich, die in der Firma mitarbeitete und als Vertreterin ganz Süddeutschland und die Schweiz bereiste. Sie soll die erste weibliche Reisende ihrer Zeit gewesen sein (Quelle: Wikipedia).
Die 50er und 60er Jahre waren gekennzeichnet durch das „Wirtschaftswunder“ der Nachkriegsjahre. Der schnelle Wiederaufbau und der andauernde ökonomische Aufschwung der Bundesrepublik Deutschland nach der Währungsreform vom Juni 1948 brachte eine Erhöhung der Kaufkraft mit sich, welche sich auch auf die Spielwaren Industrie auswirkte. Die Firma Märklin war einer der Nutzniesser dieser Entwicklung und konnte sich in dieser Zeit zum bekanntesten Hersteller von Modellbahnen entwickeln.
Auf Basis dieser Entwicklungen war das 100 Jährige Jubiläum der Firma im Jahre 1959 ein willkommener Anlass zum feiern. Dies spiegelte sich zunächst in einem besonders gestalteten Katalog wieder, dieser war in goldener Farbe gehalten, bot aber leider sehr wenige neue Modell.
Sichtbarer war das Jubiläum aber in den Schaufenstern und Ausstellungsräumen der Händler. Der Werbemittelkatalog von 1959 bietet viele extra zum Jubiläum produzierte Werbeartikel für Händler, mit der Jubiläumsleuchte (19421) wurde bereits im Beitrag „1959: 100 Jahre Märklin – die Jubiläumsleuchte“ ein solcher Artikel vorgestellt.
Das hier gezeigte Jubiläumsplakat, ebenfalls aus dem Jahr 1959, war unter der Artikelnummer 19140 zum heute verblüffenden Preis von 1.- DM für Händler lieferbar. Das Motiv zeigt neben der ersten Märklin-Lok die auf einem genomten und variablen Schienensystem fuhr, einem Nachfolger der alten Märklin Bodenläufer, die Modelle 3021 (V200) und 3026 (BR 01). Das im sechsfarbigen Offsetdruck hergestellte Plakat mit den Maßen 32,5 x 43 cm war auf Pappe aufgezogen und wurde mit einer Aufstell- und Aufhängevorrichtung herstellt.
Eine „Sparversion“ als einfacher Druck, allerdings mit einem weissen Rand am unteren Ende für den Aufdruck des Firmennamens, war zum halben Preis unter der Artikelnummer 19148 lieferbar.
Viele Werbeartikel wurden für die ausländischen Märkte sprachlich angepasst. Auch dieses Jubiläumsplakat wurde mindestens für den englischsprachigen Markt herausgebracht. Das im folgenden gezeigte Stück stammt aus einer Auktion in den USA, vermutlich wurde es aber auch in anderen englischsprachigen Ländern angeboten. Einziger Unterschied ist tatsächlich die Beschriftung in englischer Sprache.
Hallo Frank,
einfach klasse deine Informationen.
Martin
Märklin: 100 Jahre in 1959?
Das Gründungsdatum 1859 wird seit vielen Jahrzehnten von Märklin selbst genannt -warum? Vor über hundert Jahren hingegen nannte Märklin auf Katalogen (1889/1890 und anderen) als Gründungsjahr 1857! Diese Kataloge sind abgebildet im Jahresband 2002 TINPLATE FAN, herausgegeben von Dr.Fritz Rinderknecht. Sie waren aber viele Jahre vorher schon bekannt, auch durch Bodo Schencks Nachforschungen im Hause Märklin. Die frühere (und dann noch frühere!) Gründung wird gestützt durch die Forschungen von (Dr.?) Karl-Heinz Rueß, damals Göppinger Stadtarchivar. Er fand unter anderen Belegen auch eine Werbeanzeige von Märklin im „Göppinger Wochenblatt“ mit dem Datum vom 07. Mai 1856! Diese Anzeige ist abgebildet im Band 12 „MÄRKLIN – Technisches Spielzeug im Wandel der Zeit“. Diesbezügliche Hinweise an die Märklin-Gechäftsführung, in den siebziger und achtziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts, wurden dort einfach übergangen. Wir, die Buchautoren Carlernst Baecker, Dr. Christian Väterlein und Botho G. Wagner, waren damals mit diesem Hinweis an der Stuttgarter Straße gar nicht gern gesehen. Dr. Rueß umschrieb die eigenartige Situation einmal mit den Worten „Das Unternehmen hat demnach das Jahr 1859 zu seinem Gründungsjahr gewählt“. Basta! Das Jahr 1859 spielt in der Märklin-Geschichte aber doch eine große Rolle:Theodor Friedrich Wilhelm Märklin, der Firmengründer, heiratete am 06. Februar 1859 Caroline Hettich und am 02. August dieses Jahres wurde deren Sohn Wilhem geboren.
Andere, wohl ebenfalls hausgemachte, Zeit-Diskrepanzen findet man auch in der Debatte um den ersten Firmenauftritt Märklins mit Eisenbahnen auf der Leipziger Messe. Märklin beharrt bekanntlich darauf, dass dies die Frühjahrsmesse 1891 gewesen ist. Wenn man der Familienchronik von Eugen und Wilhelm Märklin folgt – wohl erst mit der Übernahme von Lutz kamen die Eisenbahnen- dann kann das frühestens bei der Herbstmesse 1891 gewesen sein, wenn nicht gar erst im Jahr 1892. Die Familienchronik findet man in schöner Frakturschrift als Faksimile-Druck in Band 2 der oben genannten Märklin-Buchreihe.
Man kann das das jetzt alles „Spitzfindkeiten“ nennen -aber Sammler mit Gefühl für die Historie interessiert das schon!
Mich jedenfalls wundern diese Vorgänge auch nach vielen Jahren noch… Warum macht sich eine Firma eigentlich freiwillig jünger? Schwäbische Bescheidenheit oder was?
Botho G. Wagner, Obertshausen
Mir liegt ein nicht aufgezogener Andruck des Plakatmotives vor, bei dem das gelbe Feld noch unbeschriftet ist. Lediglich der „MÄRKLIN“ – Schriftzug ist schon mit eingedruckt.
Die Geschichte der Gründung der Firma Märklin ist oft beschrieben (und abgeschrieben) worden. Sie ist aber nicht das Thema dieser Internetseite.
Einen aktuellen Stand der Forschungen gibt der Vortrag „Zur Geschichte der Firma Märklin“ wieder, den Dr. Fritz Rinderknecht und ich im Jubiläumsjahr 2009 im „Märklin- Saal“ der Göppinger Stadthalle im Rahmen des 23. Tinplate Forums gehalten haben.
Dabei habe ich im 2. Kapitel versucht, der Geschichte der verschiedenen Gründungsdaten nachzugehen. Neben den genannten Gründungsjahren 1856, 1857 und 1859 konnte wohl erstmals noch ein weiteres Datum stärker in das Bewußtsein gerückt werden: Die Firma Märklin tritt als Firma, in der serienmäßig Blechspielzeug fabriziert wird im Jahre 1870 hervor. Zu dieser Zeit lag die Leitung in den Händen von Julius Eitel, dem Stiefvater der Gebrüder Märklin.
Der Antrag Märklins aus den Beilagen des Gemeinderatsprotokolls vom 24.02.1856 gilt heute als das Gründungsdokument der Firma Märklin, Dies wurde mir von Dr. Karl-Heinz Rueß im Gespräch bestätigt. Vor Dr. Rueß hatte bereits der Stadtarchivar Karl Kirschmer im Herbst 1952 das Jahr 1856 genannt.
Im 1. Kapitel des Vortrages ging ich auf die Feierlichkeiten von 1959 ein (Wir waren ja in der selben Halle). Dabei stand natürlich auch das Jubiläumsplakat auf dem Tisch.
Bodo Schenck