VACMINEL ein Zug, der in Portugal hergestellt wurde

Die Geschichte der VACMINEL Modelle

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Bild: Manuel Saraiva
Während der Jahre des zweiten Weltkrieges stellte ein Portugiese Züge her, die in grossen Teilen identisch mit den Märklin Modellen aus der Vorkriegsproduktion waren.

Manuel Saraiva war Tierarzt, geboren in Olhão (im Mai 1913) an der Algarve (im Süden von Portugal), er fertigte in der Zeit zwischen 1942 und 1945, wahrscheinlich als einzigster Mensch in Europa, Miniatureisenbahnen. Der Name „VACMINEL“ geht auf den Namen des Ende 1941 geborenen Sohnes von Hr. Saraiva zurück, Vasco Manuel Saraiva.

Heute sind diese Stücke gesuchte Raritäten auf dem Sammlermarkt und erzielen hohe Preise.

Unterstrichen wird die hohe Seltenheit dieser Stücke dadurch, dass diese fast nie auf Börsen oder in Auktionen angeboten werden. Selbst versierte Sammler alter Märklin Stücke kennen die VACMINEL Modelle nur aus Beschreibungen und haben noch nie ein solches Stück selbst gesehen. Auch existieren nur sehr wenige Fotos.

Während der Kriegsjahre hat Manuel Saraiva in einer kleinen Werkstatt in der „Rua de Santana an Lapa“ Dampflokmodelle hergestellt, welche das Modell der SK800 von Märklin aus den 30er Jahren als Vorbild hatten. Die Formen und Arbeitsgeräte wurden mit einfachen, begrenzten Mitteln gebaut und dienten zur Herstellung der Teile im Maßstab 00/H0.

Die Modelle wurden in der Garage nach Feierabend, Vasco Manuel Saraiva arbeitetet als Tierarzt, gefertigt. Die lange, konzentrierte Arbeit lies ihn oft die Zeit vergessen und so installierte er eine Telefonleitung ins Haus, so dass seine Frau ihn zum Essen rufen konnte. Es wurde insgesamt circa 30 komplette Kästen mit Loks und Wagen hergestellt (hier weichen die Angaben von Experten ab).

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Bekannt sind ein Lokmodell in zwei Ausführungen und zwei Personenwagen:

  • Lok in schwarz mit silberfarbigen Zierlinien und Beschriftungen. Aufschrift ‚VACMINEL‘ und ‚MS 303‘
  • Lok grün (heller als das grün der original SK 800 von Märklin), Langkesselverkleidung und Tender teilweise silberfarbig. Zierlinien und Beschriftungen goldfarbig hervorgehoben. Aufschrift ‚VACMINEL‘ und ‚MS 303‘ Tenderaufschrift erhaben ‚VACMINEL‘ und Wappen in rot (statt Märklin Blechschild).
  • Schnellzugwagen (ähnlich Märklin 341), rot üder grün. Ausführung zusätzlich mit zwei goldfarbigen Zierlinien und lithografierter goldfarbiger Aufschrift ‚CAMINHOS DE FERRO PORTUGUESES‘, unten rechts und links Betriebsnummer 121, Stirnwände oben ‚VACMINEL‘, unten Wappen. Länge 175 mm
  • Budcar, silbern, Aufschrift ‚CAMINHOS DE FERRO PORTUGUESES‘

Die Wagen waren im Design an alte Märklin Modelle angelehnt. Es gab aber auch Wagen nach dem Vorbild der damals populären amerikanischen Budcars.

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Ein kompletter Kasten mit Lok, Wagen, Trafo und Gleisen kostete damals (auf heute Verhältnisse umgerechnet) 1 Euro.

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Verkauft wurden diese Sets nur in zwei Läden: „Biagio Flora“, dieser ist heute geschlossen und „Tadeu-Basar“, beide in Lissabon an der „Rua do Ouro“. Manuel Saraiva erzählte, daß der Markt in Portugal für die Züge sehr klein war: „Ein sehr hochentwickeltes Spielzeug war natürlich sehr teurer für diese Zeit und nur die reicheren Personen konnten die Packungen kaufen“.

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Im Jahre 1953 hat er den großen Preis bei der ersten Kunstausstellung gewonnen, die von der „Junta Nacional Rücken Produtos Pecuários“ organisiert wurde (eine portugiesische Organisation, bei der er in Portugal arbeitete). Das Fertigungsverfahren war durch die verfügbaren Mittel stark eingeschränkt und sehr vereinfacht: der erste Schritt war die Konstruktion der Form. Ein Vorgang, der Monate dauern konnte, weil die Formen aus Bronze verwirklicht wurden. Dann wurden die Stücke in Serie gegossen.

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Im Jahre 1955 machte er einen Besuch in Deutschland und besuchte die Firma Märklin. Er kannte dort einen Verantwortlichen, der ihm die Produktion zeigte. Aber Manuel Saraiva wollte sich nicht unter seinem Namen zu erkennen gegeben. Während der Unterhaltung sprach der Verantwortliche mit ihm über einen Unbekannten, der Modelle mit großer technologischer Präzision herstellte und in Portugal lebte. Diese Modelle sollten identisch mit den Modellen von Märklin sein…

Manuel Saraiva – immer ohne sich zu identifizieren -, hat gefragt, ob Märklin etwas gegen dieses Person unternehmen würde. Der Verantwortliche sagte dazu nichts. Trotz dieser Antwort kehrte Manuel Saraiva von seiner Reise zurück und zerstörte alle Formen aus Angst vor einem Prozess (nur die Form des Tenders blieb erhalten).

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Im Jahre 1982 bezifferte ein Märklin Sammlerkatalog den Wert einer VACMINEL Lok auf 750,00 DM.

Heute gehören viele Stücke gehören zu Sammlungen in Portugal, und sogar im Ausland. Viele Personen wußten den wahren Wert dieser außergewöhnlichen Modelle damals sicher nicht zu schätzen…

Original Text (französisch) João Corte Real

(http://frtrains.com/article/fr/data/documentation/vacminelp1)

Portugiesische Übersetzung von João Corte Real

)

Fotos: Manuel Pipa und Philippe Renaudot

4 Kommentare zu “VACMINEL ein Zug, der in Portugal hergestellt wurde

  1. Da es 1982 noch keinen Euro gab und niemand diese Währung kannte, ist der angegebene Preis für eine Vacminel-Lok doch wohl mit 750 DM anzusetzen. –

    Von Gleisen ist im obigen Beitrag keine Rede, die gab es aber doch, wie die Bilder zeigen. Gab es auch Weichen? In dem Text unter dem amerikanischen Wagen wird aber der Ausdruck „Schienen“ verwendet, gemeint sind sicher Gleise. Das ist aber zweierlei! Ein Gleis besteht aus zwei Schienen und den Schwellen, auf denen die Schienen befestigt sind.

    Eine Antwort würde mich freuen.

    bahnfritz.

  2. Hallo bahnfritz!

    Habe die Korrekturen eingepflegt. Vielen Dank!!!

    Ob es Weichen zu dem Gleissystem gab ist mir nicht bekannt, ich werde mal nachfragen / -forschen und ggf. demnächst ergänzen.

  3. Vielen Dank für den Artikel. Ich hatte neulich eine MS303 bei der Firma Ritter-Nürtingen in der Hand, die aus Portugal zur technischen Reparatur dort weilte. Wie mir H.Ritter jr. erzählte, sind tatsächlich alle Teile aus eigenen Formen gegossen – man sieht es an den Formabgriffen. Zudem sind montagetechnische Merkwürdigkeiten der SK-Vorkrieg vereinfacht und somit verbessert worden. Das Besondere an der Vacminel ist einmal das zweifarbige Farbschema Grün/Silber für eine SK und der Budd-Wagen.
    Aufgrund eines kleinen Farbfotos im Mikado hatte ich vor einem Jahr eine arg abgegriffene SK (3007) bei Ritter für eine Vacminel-Lackierung abgegeben. Zuerst war H.Ritter jr. sehr skeptisch, aber als sie fertig war, hat er gleich den Zug SK 846 SP in Mini-Serie daraus entwickelt.
    Man muss also diesen Zug nicht in ebay ersteigern, man kann ihn auch bei Ritter bestellen oder eigene bespielte Modelle so lackieren lassen.
    Viel Spass am Spielzeug-Bahn-Hobby toyfriend

  4. „Die Modelle wurden in der Garage nach Feierabend, Vasco Manuel Saraiva arbeitetet als Tierarzt, gefertigt.“

    Wooow Yeah!! Die Garage hätte ich auch gern!

    Mal im Ernst: Wunderschön, was der Herr Saravia da gebaut hat!

    Aber meine SK 800 E (grundiert) wird im Märklin-mäßigem VK-grün gelackt. Mein Sohn (4!) hat es vorgeschlagen und ich find‘ den Vorschlag gut!

    P.S.: nächstes Jahr bin ich in Gaggenau dabei! Versprochen!

    Grüße!

    Merlin

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