Die im Jahr 1935 eingeführte Spur 00 von Märklin wurde in den darauf folgenden Jahren nicht nur mit neuen Lokomotiven und Wagen ergänzt, auch der Zubehörbereich wurde kontinuierlich erweitert. So kamen bereits im Jahr 1937 10 Figuren aus Masse im Set 405 G hinzu die etwas Leben auf die Anlage bringen sollten. Solche Figuren waren bereits seit vielen Jahren für die großen Spurweiten 0 und I im Angebot und wurden höchstwahrscheinlich von Elastolin gefertigt.
Der links im Bild gezeigte Karton hat kein Märklin Schild und ist nur mit einer Artikelnummer gestempelt – vermutlich eine Elastolin Produktion. Rechts im Bild das Märklin Figurenset 405 GN, dieses war bis 1940 im Angebot.
Ein Set mit Figuren aus Zinn war von der Firma Trix in den Jahren1936 – 1939 lieferbar:
Bei der Nachkriegsproduktion wurde auf eine neues Material gesetzt: Zinn. Die Figuren, die von Märklin und anderen Firmen vertrieben wurden, hatte in den 40er bis 70er Jahren der Zinngraveur Sixtus Maier aus Aurichtal hergestellt. Er war Sohn eines Zinngraveurs, der ebenfalls Sixtus Maier hieß, und hatte schon in der Vorkriegszeit Zinnfiguren hergestellt. Er firmierte selbst unter dem Firmennamen Sima. Er hatte die Firma bis zu seinem Tode 1972 geführt, danach sein Sohn Thilo Maier, der bis 1984 lebte. Noch heute führt die Schwiegertochter von Sixtus Maier, Lilo Maier, in Arichtal ein Zinnfigurengeschäft. Häufig tauchen in Sammlerkreisen Simafiguren auf.
Bilder von ein paar typischen Sima-Sätzen:
Das „legendäre“ Set Schäfer mit Schafen, dieses wird in einem Märklin Sammler Katalog gerne als Set 404 Gd geführt. Tatsächlich ist aber kein Märklin Karton mit dieser Bezeichnung bisher aufgetaucht. Stattdessen findet man dieses Set auch bei MMM („Miniatur-Möbel-Mayer“ – hierzu später mehr), ergänzend gab es hier sogar noch eine „Schäferkarren“:
Es gab manche MMM-Sätze in Zellophan-Tütchen mit Papierverschluss, insbesondere die Dioramen aber auch die Schafherde mitsamt Karren. Das Zellophan ist natürlich extrem fragil.
Die Firma Sima hat selbst keine Kataloge gedruckt, daher ist eine Systematik der Figuren allgemein schwierig. Noch relativ einfach ist das bei den Eisenbahnfiguren, besonders bei denen, die Märklin vertrieb, da es hier ein lückenloses Katalogangebot gibt:
Im März 1949 waren die bei Sima hergestellten Eisenbahnfiguren erstmals im Nachtrag 2 des Märklinkataloges D47 unter 404G (lieferbar in 2 Ausführungen a und b) in 10-Stück-Packungen aufgeführt, ebenfalls im D49, der im Mai 1949 gedruckt wurde.
Ab D50 wurde die Katalognummer durch die Untergruppen „a“ und „b“ in 404Ga und 404Gb erweitert.
Im Katalog D52 aus dem Jahr 1952 gab es zusätzlich den Satz 404Gc mit 10 Streckenarbeitern.
Im Jahr 1957 erfolgte bei Märklin die Umnummerierung in vierstellige Zifferncode, ab da waren die Bestellnummern der gleich gebliebenen Figurensätze 0201, 0202 und 0203.
Im Märklin Katalog aus dem Jahre1966/67 gab es nur noch die Sätze 0201 und 0202, die Streckenarbeiter fielen also weg. 1969 entfiel auch der Satz 0202 und 1971 war auch der letzte verbliebene Satz 0201 aus dem Angebot von Märklin verschwunden.
Neben den genannten Figurensätzen gab es bei Märklin noch die Sitzfiguren 0226 für die D-Zug-Wageneinrichtungen. Diese waren bei Märklin ab 1964 unter Nummer 0226 im Programm, vorher als Beilage zu den übrigen Wageneinrichtungen. Die Figuren waren ursprünglich wie die anderen Figuren aus Metall, ab 1969 aus Kunststoff. Laut Frau Lilo Maier war die Änderung wegen der Schwierigkeit der Befestigung der Metallfiguren durchgeführt worden. Diese Sitzfiguren waren noch bis mindestens 1978 im Märklin Programm.
Im Angebot von MMM fand sich eine für die Schürzenwagen der 346er Serie gemachte Inneneinrichtung mit einigen sitzenden Gussfiguren, die Artikelnummer lautete „H0 66“.
Die von Märklin unter 404G bzw. 0201 vertriebenen Figuren gibt es in gleicher Form auch von Sima selbst, wobei unbekannt ist ob dies gleichzeitig während der Lieferbarkeit über Märklin geschah:
Einen gleichen Satz gibt es auch von der Firma Timpo in England, wobei heute unbekannt ist, wie die an die Figuren gekommen ist:
In den 50er Jahren hatten sich Sixtus Maier und Willi Mayer aus Göttingen auf einer Messe kennengelernt. Von da an produzierte Sima für Willi Mayers Firma „Miniatur-Möbel-Mayer“ (MMM) die Zinnfiguren. Von MMM gibt es zumindest einen Prospekt von 1960, so dass hier eine gewisse Angebotsübersicht gegeben ist. Von dieser Firma stammt die bekannte Schafherde, die allerdings auch von Sima selbst vertrieben wurde. Außerdem verschiedene Figurenkombinationen und Kleindioramen.
MMM stellte noch weitere Dioramen wie die Artikelnummer H0 77 „Gartengrotte“ und H0 78 „Gartengrotte mit Fontäne“ her.
Bei den folgenden Figurensätzen ist der Hersteller bisher unbekannt. Sie ähneln den von Sima hergestellten Figuren, haben aber durchweg eine andere Form und sind eine Idee größer und etwas flacher. Das vorletzte Bild zeigt zwei Sätze mit demselben Inhalt wie die Packungen 500/1 und 500/2, aber ohne Nummernaufdruck. Das letzte Bild zeigt einen Satz derselben Firma für große Spuren, zum Größenvergleich einen der H0-Sätze daneben.
Ein weiteres Set „Schäfer mit Schafen“ ist unter der Nummer 500/5 bekannt. Es unterscheidet sich bei der Lackierung des Schäfers und das „aufspringende“ Schaf hat eine etwas andere Form.
Dank an Gert für den größten Teil der Bilder und des Textes sowie die zugrunde liegende Forschungsarbeit!
Vielen Dank auch an Evert für die Ergänzungen zu den Schafherden….
Wieder mal ein ebenso toller wie lehrreicher Beitrag! Danke schön!!
Eine sehr schöne, gut recherchierte Zusammenstellung mit tollen Bildern zum Thema Zubehör – Figuren!
Vielen Dank und Grüße
Wolfgang – nodawo
Ich besitze eine Packung mit der Nummer 500/5. Bild und Inhalt ist eine Schafherde die identisch ist mit der Nummer 60 van Sima oder MMM. Der Hirte innen ist allerdings anders. M.E. bezeugt dies dass MMM diese Sätze entweder gefertigt oder die Werkzeuge übernommen hat.
Eine weitere Ergänzung: vom heutigen Herrn Mayer (pensioniert) habe ich erfahren dass MMM die Formen gemacht hatte, SIMA dann das Zinn gegossen hat, und die Figuren von Heftlingen lackiert wurden!
Hallo,
dagegen, dass MMM die Formen gemacht und an Sima geschickt hat, spricht, dass die von Märklin vertriebenen und von Sima hergestellten Figuren viel früher als die MMM-Figuren erschienen waren. Auch hat die Schwiegertochter von Sixtus Maier (Sima), Lilo Maier, berichtet, dass Sima die Figuren zuerst für Märklin und später für MMM selbst hergestellt hatte. Sixtus Maier war als Zinngraveur selbst der Spezialist auf diesem Gebiet.
Der Schafesatz 500/5 ist natürlich sehr interessant. Wie sieht der Aufdruck auf der Packung aus? Wenn der Schäfer anders als der im Satz von Sima oder MMM ist, sind denn die Schafe völlig gleich? Bilder wären sehr hilfreich.
Grüße,
Gert
Wow! Ein umfassender Artikel zum Thema mit gutem Bildmaterial! Danke!
Ich bin begeistert und wüsste gerne, wo man heute dieses Handwerk erlernen kann.
Hallo Frank,
sehr interessanter Artikel. Ich vermute mal, dass du Aurachtal bei Herzogenaurach als Sima Firmensitz meinst.
Gruss
Rei
Aurachtal ist richtig, das oben eingesetzte i an Stelle des a beruht auf einem Übermittlungsfehler.
Grüße, Gert