Eine tolle Bastelei für Händler fand sich in den Werbemittelkatalogen der 60er Jahre: das „Rotair“. Mit der Artikelnummer 19213 war es für 3.- DM lieferbar. Auf einer 44,5 x 44,5cm grossen Pappe ist ein jugendlicher Lokführer, eine Weltkugel mit vielen Märklin Fahrzeugen und eine gezeichnete E41 mit einigen Wagen sowie ein „MÄRKLIN“ Schriftzug aufgedruckt. Ergänzt wird das ganze noch durch einen „Aufhänger“ an dem sich das Rotair befestigen lässt.
Alle Teile sind vorgestanzt und können leicht aus der Pappe herausgetrennt werden, eine Schere ist nicht notwendig.
Vorder- und Rückseite sind im wesentlichen identisch gestaltet, auf der „B“-Rückseite findet sich aber noch eine Bauanleitung in mehreren Sprachen.
Das ganze ist auch bereits mit einem Faden versehen und konnte sofort im Laden aufgehängt werden. Wenn Sie den Faden auf den Bildern vergebens suchen: er ist da! Eine sehr dünne Angelschnur welche hauchdünn auf der Seite A zu finden ist – leider im Foto kaum darstellbar. Am ehesten ist der Faden vom Aufhänger hin zum Lokführer sichtbar.
Im Werbemittel Katalog ist auch noch einmal bildlich genau dargestellt wie die einzelnen Teile zu entfernen sind. Auch dies wieder ein Teil welches nach der Nutzung so gut wie immer in den Müll gewandert ist – damals nicht teuer, heute leider sehr schwer zu bekommen.
Ein wunderschöner Blickfänger, den Frank da wieder ausgegraben hat. Leider sind aber nicht nur diese Aufhänger im Müll gelandet, auch die dazugehörigen Geschäfte gibt es nicht mehr. In meiner Jugend waren mir mindestens 20 Läden in Frankfurt am Main bekannt, welche (auch) Märklin Eisenbahnen verkauften. Stellvertretend für viele seien hier nur die Firmen Behle, Spielzeug-Onkel, Gerd Riedel-Treffpunkt der Bastler oder Kämmerer genannt. Nichts mehr davon existiert heute noch und ich frage mich, wo kann man in Frankfurt überhaupt noch Modellbahnen kaufen? Selbst Hobby-Haas hat wohl aufgegeben.
Bei aller Schönheit enthält der Aufhänger doch einen Fehler, die DB-Neubaulokomotiven der 50er Jahre hatten schon den neuen Scherenstromabnehmer mit doppelter Schleifleiste und fuhren nahezu immer mit nur einem, meist dem hinteren Bügel am Fahrdraht.
Aber der Künsteler war ja sicher auch kein Techniker und so sei ihm die künstlerische Freiheit erlaubt.
Der junge Lokführer spricht den damaligen Traumberuf Lokführer an. Ob es heute noch ein Traumberuf ist, sei dahingestellt, aber damals gab es ja auch noch keinen BMI (Body-Mass-Index). Dieser verhinderte die Einstellung meines Sohnes als Triebfahrzeugführer im vorigen Jahr.
Viele Grüße Stefan Burkhard
Nachtrag:
Ein Bekannter machte mich daruf aufmerksam, und hat recht, hier ist nicht der Lokführer, sondern der Ausichtsbeamte abgebildet. Er gibt auf größeren Bahnhöfen den Abfahrtauftrag für den Zug mittels Heben der grünen Kelle (Signal Zp9). Bei kleineren Bahnhöfen übernimmt dies der Zugführer und heute oft der Lokführer selbst, natürlich dann ohne Kelle.
Lieber Stefan,
Da hat dein Bekannter gut beobachtet 🙂
Vielen Dank für die Info!
Frank
Huhu,
der farbige Zug soll auch keine E41 darstellen,sondern eher das entsprechende M.Modell,vorne an der Pufferbohle erkennt man die Modellfahrzeug-Kupplung.Aus diesem Grund sind auch die Stromabnehmer modellmässig.
Hallo AS,
leider muß ich Ihrem Kommentar widersprechen. Märklin hat seine Modelle der E 41 (3034/3037) richtigerweise mit den Stromabnehmern mit Doppelschleifleiste ausgerüstet. Koll bezeichnet diese als Typ 8. Soweit mir bekannt war dies die erste Märklin-Ellok, welche mit diesen recht modellmäßigen Stromabnehmern ausgerüstet war.
Die Zeichnungen auf dem Rotair zeigen aber eindeutig die älteren Stromabnehmer (lt. Koll Typ 6) mit Einfachschleifleiste und grünen Isolatoren. Ich vermute, daß der Künstler seinerzeit eine Prototyplok skizzierte, welche noch über die alten Pantographen verfügte.
Nichts für ungut
Gruß Stefan